Symbolbild Brustkrebs und Zusammenhang mit Deodorants versus Naturkosmetik Deo Yummy Pits

Genfer Laborstudie zeigt mögliche Risiken von Aluminiumsalzen in Deodorants

Die Frage, ob aluminiumhaltige Deodorants das Brustkrebsrisiko erhöhen könnten, beschäftigt Wissenschaftler seit Jahren. Während einige Laborstudien auf potenzielle Risiken hinweisen, bleiben die Ergebnisse aus Humanstudien widersprüchlich. Dieser Artikel beleuchtet den aktuellen Stand der Forschung.

Die Genfer Studien: Hinweise aus dem Labor

Zwischen 2012 und 2016 veröffentlichten der Biologe Stefano Mandriota und der Onkologe André-Pascal Sappino von der Genfer Clinique des Grangettes zwei bemerkenswerte Laborstudien zu diesem Thema.

Die Studie von 2012 zeigte, dass Aluminiumchlorid beim Kultivieren menschlicher Brustzellen nach einigen Wochen zu Schädigungen des Erbgutes und tumorartigen Veränderungen führen kann. Diese Beobachtungen wurden in Zellkulturen gemacht – also unter kontrollierten Laborbedingungen.1

Die Folgestudie von 2016 ging einen Schritt weiter: In Mäusen wurden bei Exposition gegenüber Aluminiumchlorid aggressive Tumore und Metastasen beobachtet. Die Forscher fanden heraus, dass Aluminiumsalze2:

  • Das Wachstum von Brustkrebszellen beeinflussen können
  • Genetische Schäden in Zellen verursachen können
  • Potenziell krebserregende Prozesse in Gang setzen können

Wie könnte Aluminium wirken?

Wissenschaftliche Untersuchungen haben mehrere mögliche Wirkmechanismen identifiziert:

  1. Metalloöstrogene Wirkung: Eine wegweisende Studie von Darbre (2005)3 zeigte erstmals, dass Aluminiumchlorid mit Östrogenrezeptoren in MCF-7-Brustkrebszellen interferieren kann. Aluminium wirkt dabei ähnlich wie das Hormon Östrogen und kann sowohl die Ligandenbindung als auch die östrogenregulierte Genexpression beeinflussen
  2. Oxidativer Stress: Aluminiumionen können in Zellen eindringen und Zellschäden durch oxidativen Stress verursachen
  3. DNA-Schädigung: Laborstudien zeigen, dass Aluminium die DNA-Struktur verändern und Zellsignalwege beeinflussen kann. Sawicka & Wiatrowska (2025)4 fassen in ihrer aktuellen Übersichtsarbeit zusammen, dass Aluminium genomische Instabilität verursachen, die Genexpression verändern und hormonelle Störungen als Metalloöstrogen bewirken kann
  4. Verstärkte Aufnahme durch Rasur: Kleine Verletzungen der Haut nach der Rasur können die Aufnahme von Aluminium in den Körper erleichtern

Was sagen Studien am Menschen?

Hier wird es komplizierter: Die Ergebnisse von Humanstudien sind nicht eindeutig.

Studien, die keinen Zusammenhang fanden:

  • Mirick et al. (2002)5: Eine große epidemiologische Studie im Journal of the National Cancer Institute mit 813 Brustkrebspatientinnen und 793 Kontrollpersonen fand keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Verwendung von Antitranspirantien und Brustkrebs – auch nicht bei Frauen, die unmittelbar nach der Rasur Deos auftrugen
  • Fakri et al. (2006)6: Eine irakische Studie mit 54 Brustkrebspatientinnen und 50 Kontrollpersonen fand ebenfalls keine Assoziation zwischen Antitranspirant-Nutzung und erhöhtem Brustkrebsrisiko (allerdings fand die Studie einen Zusammenhang mit Familienanamnese und oralen Kontrazeptiva)

Weitere Studien, die einen möglichen Zusammenhang nahelegen:

  • Linhart et al. (2017)7: Eine Fall-Kontroll-Studie mit 209 Brustkrebspatientinnen fand eine Korrelation zwischen häufiger Deo-Nutzung (mehr als einmal täglich vor dem 30. Lebensjahr) und erhöhtem Brustkrebsrisiko. Zudem zeigte sich, dass selbstberichtete Deo-Nutzung mit höherem Aluminiumgehalt im Brustgewebe korrelierte
  • McGrath (2003)8: Eine retrospektive Studie mit 437 Brustkrebsüberlebenden fand, dass Frauen, die häufiger Antitranspirantien verwendeten und sich öfter die Achseln rasierten, tendenziell in jüngerem Alter an Brustkrebs erkrankten. Die Studie hatte jedoch keine Kontrollgruppe ohne Brustkrebs

Systematische Reviews:

Eine umfassende Analyse von Moussaron et al. (2023)9 kam zu dem Schluss, dass die bisherigen Studien inkonsistente Ergebnisse liefern. Die Autoren bemängeln:

  • Kleine Studiengruppen
  • Fehlende Langzeitbeobachtungen
  • Keine Berücksichtigung der Heterogenität von Brustkrebs (verschiedene Subtypen)
  • Unzureichende statistische Anpassungen für bekannte Risikofaktoren

Hangan et al. (2024)10 kamen in ihrer umfassenden Übersichtsarbeit zu einem ähnlichen Schluss: Während gesellschaftliche Faktoren und persönliche Hygienepraktiken zur verstärkten Nutzung von Antitranspirantien beitragen, bleibt ein direkter kausaler Zusammenhang mit Brustkrebs unsicher. Die Autoren betonen die Notwendigkeit größerer Studien mit rigoroser Methodik.

Die Einschätzung der Behörden

Regulierungsbehörden wie die FDA (USA) und das Scientific Committee on Consumer Safety (SCCS, EU)11 stufen Aluminium in den zugelassenen Konzentrationen in Kosmetika derzeit nicht als gefährlich oder krebserregend ein.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es völlig unbedenklich ist – es bedeutet lediglich, dass die aktuelle Beweislage nicht ausreicht, um ein Verbot zu rechtfertigen.

Die Herausforderung: Labor vs. Realität

Ein zentrales Problem bei der Bewertung: Die Konzentrationen und Expositionsbedingungen im Labor unterscheiden sich erheblich von der realen Anwendung.

  • Im Labor werden oft höhere Konzentrationen verwendet
  • Die Aufnahme durch die Haut ist begrenzt
  • Langzeiteffekte niedriger Dosen sind schwer zu untersuchen
  • Es vergehen oft Jahrzehnte zwischen der Exposition und einer möglichen Krebserkrankung

Warum sind aluminiumhaltige Deos noch im Handel?

Die Antwort ist rechtlich und wirtschaftlich:

  1. Fehlender kausaler Nachweis beim Menschen: Solange kein eindeutiger Zusammenhang beim Menschen nachgewiesen ist, gibt es keine rechtliche Grundlage für ein Verbot
  2. Wirtschaftliche Gründe: Aluminiumsalze sind effektiv und kostengünstig. Sie reduzieren die Schweißproduktion zuverlässig, während aluminiumfreie Alternativen geruchshemmend wirken
  3. Vorsorgeprinzip vs. Beweislast: Die Debatte dreht sich um die Frage, ob das Vorsorgeprinzip (im Zweifel vermeiden) oder die eindeutige Beweislast (erst verbieten, wenn bewiesen) gelten soll

Praktische Empfehlungen

Basierend auf der aktuellen Studienlage können Sie folgende Überlegungen anstellen:

Wenn Sie Aluminium meiden möchten:

  • Aluminiumfreie Deodorants verwenden
  • Beachten Sie: Aluminiumfreie Deos hemmen nicht die Schweissproduktion, sondern wirken nur gegen Geruch
  • Eingewöhnungszeit: Nach dem keine aluminiumhaltige Deos mehr verwendet werden, welche die Schweissdrüsen verstopfen, braucht der Körper 2-4 Wochen Umstellungszeit bis sich die Schweissproduktion wieder normalisiert.

Wenn Sie weiterhin Aluminium-Deos verwenden:

  • Verwenden sie nicht auf verletzter oder gerade rasierter Haut
  • Dosiere sparsam
  • Seien dir bewusst, dass die Langzeitwirkung noch nicht vollständig geklärt ist

Fazit: Was wissen wir wirklich?

Gesicherte Erkenntnisse:

  • Laborstudien zeigen, dass Aluminium Brustzellen schädigen kann
  • Aluminium kann östrogenähnlich wirken
  • Aluminium wird durch die Haut aufgenommen und reichert sich im Brustgewebe an

Noch unklar:

  • Ob die im Labor beobachteten Effekte auch beim Menschen unter realen Bedingungen auftreten
  • Ob die aufgenommenen Mengen ausreichen, um Krebs auszulösen
  • Welche Rolle Aluminium im Vergleich zu anderen Risikofaktoren spielt

Wissenschaftlicher Konsens: Die Studienlage ist widersprüchlich. Weitere groß angelegte, methodisch rigorose Studien sind notwendig, um definitive Aussagen treffen zu können.

Persönliche Entscheidung: Aus Vorsorgegründen empfehlen mehrere wissenschaftliche Reviews, aluminiumhaltige Produkte zu meiden – insbesondere da wirksame Alternativen verfügbar sind. Die endgültige Entscheidung liegt bei dir.

Möchten du mehr über aluminiumfreie Alternativen erfahren? Besuche unseren Blogbeitrag «Die Geschichte von TruePits – Wieso ein weiteres Deo?« oder unser Deo im Shop.

Quellen

  1. Sappino AP, Buser R, Lesne L, et al. Aluminium chloride promotes anchorage-independent growth in human mammary epithelial cells. J Appl Toxicol. 2012;32(3):233-243. doi:10.1002/jat.1793 ↩︎
  2. Mandriota SJ, Tenan M, Ferrari P, et al. Aluminium chloride promotes tumorigenesis and metastasis in normal murine mammary gland epithelial cells. Int J Cancer. 2016;139(12):2781-2790. doi:10.1002/ijc.30393 ↩︎
  3. Darbre PD. Aluminium, antiperspirants and breast cancer. J Inorg Biochem. 2005;99(9):1912-1919. doi:10.1016/j.jinorgbio.2005.06.001 ↩︎
  4. Sawicka E, Wiatrowska N. The Potential Metalloestrogenic Effect of Aluminum on Breast Cancer Risk for Antiperspirant Users. Int J Mol Sci. 2025;26(1):99. doi:10.3390/ijms26010099 ↩︎
  5. Mirick DK, Davis S, Thomas DB. Antiperspirant use and the risk of breast cancer. J Natl Cancer Inst. 2002;94(20):1578-1580. doi:10.1093/jnci/94.20.1578 ↩︎
  6. Fakri S, Al-Azzawi A, Al-Tawil N. Antiperspirant use as a risk factor for breast cancer in Iraq. Eastern Mediterranean Health Journal. 2006;12(3-4):478-482. ↩︎
  7. Linhart C, Talasz H, Morandi EM, et al. Use of underarm cosmetic products in relation to risk of breast cancer: A case-control study. EBioMedicine. 2017;21:79-85. doi:10.1016/j.ebiom.2017.06.005 ↩︎
  8. McGrath KG. An earlier age of breast cancer diagnosis related to more frequent use of antiperspirants/deodorants and underarm shaving. Eur J Cancer Prev. 2003;12(6):479-485. doi:10.1097/00008469-200312000-00006 ↩︎
  9. Moussaron A, Alexandre J, Chenard MP, Mathelin C, Reix N. Correlation between daily life aluminium exposure and breast cancer risk: A systematic review. J Trace Elem Med Biol. 2023;79:127247. doi:10.1016/j.jtemb.2023.127247 ↩︎
  10. Hangan T, Bjørklund G, Chirilă S. Exploring the Potential Link between Aluminum-Containing Deodorants/Antiperspirants and Breast Cancer: A Comprehensive Review. Curr Med Chem. 2024;31(14):1859-1873. ↩︎
  11. Scientific Committee on Consumer Safety (SCCS). Safety of aluminium in cosmetic products. European Commission, 2020. ↩︎

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